1
Okt
2009

Übung 2: Mein persönlicher Schreibtraum - Variante 2

In meinem leicht unordentlichen Arbeitszimmer steht ein schlichter, weißer Arbeitstisch, darauf mein Laptop. Das Regal ist mit Klutter vollgeräumt, kleinen Memorabilia von Ausflügen, aus unterschiedlichen Städten, fließt über mit Büchern, meist groß und voller schöner Fotos bzw. Bildern von Künstlern, die ich mag. An den Wänden hängen Bilder; bunt, groß, wild.

Der Arbeitstisch steht vom Fenster mit Blick in grün. An der Wand daneben kleben Zeitungsausschnitte und Post-its mit Ideen, Sätzen, vermeindlichen Weisheiten und Postkarten, mein Stuhl ist ein alter fellbezogener vom Sperrmüll.

In der Ecke knistert mein Ofen, draussen ist Herbst und auf meinem Oberschenkel liegt die Schnauze meines caninen Kumpels Zeus, der am liebsten auf den Schoss will. Er ist ein irischer Wolfshund ohne Stolz und mit viel britischem Humor, stolzer Träger eines quietschgrünen Halstuchs und total verliebt in Frieda-Frosch, die quakende Handpuppe.

Von der Decke hängt ein Mobile aus Strandgut und Lochsteinen, vorm Fenster tanzen Textilkollagen. Das Bügelbrett steht wie immer unbenutzt und schon länger im Weg rum. Neben dem Schreibtisch leuchtet auf dem kleinen befliesten Beistelltisch ein bunter Herbstblumenstrauss aus einem beachtlichen Haufen Chaos.

Übung 2: Mein persönlicher Schreibtraum - Variante 1

Ich wünsche mir einen alten, verwaschenen Tisch mit gedrechselten Beinen und abblätternder Farbe, irgendwas verwaschen weiß-türkises mit geschrubbter Holztischplatte. Dahinter ein alter Holzstuhl mit einem bunten, gemütlichen Kissen drauf und einem Schaffell über der Rückenlehne. Das Ensemble steht auf einer mallorqinischen Finca-Terrasse, neben mir ein Olivenbaum durch den die Sonne lustige Muster auf den alten Steinfussboden malt. In dem Olivenbaum hängt ein Mobile aus buntem Holz und Lochsteinen, das leise im Wind klappert.

Durch die geöffneten Türen der Finca dringt eine leise, schöne Musik und ich sitze an diesem alten Tisch in einer ärmelosen Tunika, barfuß, während mein Blick Richtung Meer geht. Meine Haut hat diesen satten Farbton eines sonnigen Sommers, meine Stirn liegt in zwei senkrechten Linien, die beredt über Konzentration oder Genervtheit schweigen.

Auf dem Tisch steht ein alter Tonkrug mit Wasser, in dem ein paar Zitronen-Scheiben schwimmen, eine Schale mit Oliven, ein bläulich-blasig-unperfektes Glas und mein Laptop. Der Bildschirm hat sich in die Schwärze der Schreibblockade zurückgezogen, der Ventilator im inneren des Laptops rauscht leiser als das Meer.

Es ist warm, noch nicht Mittagsheiß, aber schon hat die Luft ein leises Flirren, das über einen Strandbesuche nachdenken läßt. Das Haus hinter mir, dass das an der Terrasse dranhängt, auf der ich grad sitze hat einen orange-ockernen Anstrich, eine Bougainvillea rankt sich an einer der Fincaseiten hoch und hat das Balkongeländer erreicht. An der Wand vor der Terrasse windet sich als unregelmäßiges Work-in-progress mein Muschel-und-Fundstück-Mosaik über die Wohnung von Gecko Fred.

30
Sep
2009

Übung 1: Nehmen Sie Ihre jetzige Situation gleich einmal zum Ausgangspunkt für einen ersten autobiographischen Text.

Meine Nase läuft. Ich bin auf diese total nervige, irgendwie nicht richtig kranke, aber doch unwohle Art und Weise nicht ganz fit, gehe mir damit selber auf die Nerven und würde irre gerne mal wieder dieses total Fluffige aus den Teenie-Zeiten haben. Könnt ihr Euch erinnern? Man war irgendwie so sorglos kraftvoll und lebensfroh. Heute bin ich hauptsächlich vom Alltag besoffen und hab noch ungefähr soviele Illusionen wie eine russische Puffmutter.

Nein, jetzt mal das Selbstmitleid und den Zynismus raus. Ich habs total gut. Eine tolle Wohnung, einen verhältnismäßig sicheren Job und großartige Freunde.

Und doch schwelge ich seit Monaten in einem Dunst aus Ansatzdepression und voluminösen Selbstmitleidswolken. Dagegen möchte ich was tun, ich würde mir gerne ein kleines Stück dieses pudeldauergewellten Teenagers zurückholen. Besser frisiert und vielleicht ein bisschen erwachsener, aber endlich endlich mal wieder wach ....

Das kann doch nicht alles gewesen sein, im ernst jetzt. Ich bin noch keine 40 und fühle mich knietief in der Mittlebenskrise. Wie albern ist das bitte? Ich hab sogar schon überlegt, mir ein oder zwei Katzen zuzulegen ... aber für die "Schräge-alte-Frau-mit -Katzen"-Nummer ist es denn wohl doch noch einen Hauch zu früh.

Meine ganzen letzten privaten Projekte waren von eher durchschnittlichem Erfolg - Gewichtsreduktion? Nö. Aufbau einer eigenen Massageoase? Nö. Also. Dran bleiben, oder Ziele neu definieren? Das mit der Gewichtsreduktion - keine Ahnung. Sport hilft nicht, zumindest nicht in den Dosen, die ich so in meinen Alltag und in meine Trägheit integriert kriege. Ernährungsumstellung. Ja, nee, klappt auch nicht. Und Massageoase? Frag später nochmal. So 2025 vielleicht.

Und irgendwie sind wir da ja auch schon so beim Pudelskern. Bin ich echt so faul und undiszipliniert? Das ich nicht mal den Arsch zusammenreissen kann, um diese vergleichsweise einfachen Herausforderungen hinzubekommen, also zumindest das mit dem Gewicht und der Ernährung? Ich bin fassungslos. Aber habe mich auch irgendwie in so einen total kindischen inneren Schmolwinkel zurückgezogen, weil sich auch nichtmal ein klitzekleiner Belohnungs-Anfangserfolg eingestellt hat.

Was die Massageoase angeht - da isses die pure, nackige Angst. Versagensangst. Nichtabgrenzenkönnenangst. Keinezeitmehrfürmichhabenangst.

Und meine Güte - nervt das nicht unfassbar?

Dieses Rumgesuhle. Dieses Nichtloslassenkönnen. Dieser ständige Mindfuck.

Ich gestalte mit Worten, ich male Welten - warum also - male ich nicht mein eigenes Leben mit positiven Worten? Mit schwungvollen, schönen Sätzen und verwegener Interpunktion? Los gehts.

Autobiographisches Schreiben - ein Versuch

Okay. Jetzt gehts also los. Die Übungen des Wochenkurses "Autobiographisches Schreiben" von Zeit zu Leben. Bekloppte Idee? Keine Ahnung vielleicht. Heute morgen ohne Kaffee im Bett klang sie eigentlich noch ganz gut.

Viel Spaß.
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Willkommen,
... alte Säcking. Ich bin auch ziemlich gespannt, ob...
Crimsoncabernet - 1. Okt, 19:58
Ja dann,
schreiben Sie wohl, die Alte Saeckin wird dann und...
schreiben wie atmen - 1. Okt, 16:51

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